Mittlerweile werden auf den Stationen A und B je zwölf Patienten in der Bezugspflege betreut. Uns war es sehr wichtig, dass die Angehörigen in den Entscheidungsprozess rund um die Rehabilitation und den bevorstehenden Austritt miteinbezogen werden. Die Familie bedeutet für viele eine wichtige Quelle für die Erreichung ihrer Rehabilitationsziele. Daher möchten wir im nächsten Abschnitt die Definition des Familiensystems aufzeigen.
Definition der Bezugspflege bei Querschnittgelähmten
Die Bezugspflege ist ein an den Patienten orientiertes und auf den Pflegeprozess ausgerichtetes Pflegesystem und wird im englischen Sprachraum als „Primary Nursing“ bezeichnet.
Basis des Bezugspflege-Konzepts ist für die Pflege der familienzentrierte Ansatz. Patienten, welche im Zentrum für Paraplegie hospitalisiert sind, haben oft eine lange Aufenthaltsdauer.
Definition des Familiensystems
Wir betrachten die Familie als den Kreis nahe stehender Menschen, unabhängig vom Verwandtschaftsgrad der Patienten. Es sind diejenigen Personen, welche die Patienten selber als ihre Familie bezeichnen.
Diese nächsten Angehörigen erkennen wir als mögliche wichtige Unterstützung des Rehabilitationsprozesses der Patienten.
Aufgaben der Bezugspersonen
Unsere Aufgabe als Bezugspersonen erfordert Erfahrung im Fachgebiet der Querschnittlähmung sowie ein hohes Mass an Flexibilität und Planungsvermögen. Es ist uns ein Anliegen, dass das interdisziplinäre Team (Ergo, Physio, Ärzte etc.) ebenfalls eine Ansprechperson in Bezug auf den Rehabilitationsverlauf der Patienten erhält.
Die Betreuungskontinuität ist uns sehr wichtig, um einen lückenlosen Informationsfluss zu gewährleisten. Um dies umzusetzen, holen die Bezugspersonen jeweils im gesamten Team die Informationen und sind stets im gemeinsamen Austausch.
Erfahrungen mit dem Bezugspersonensystem
Aus Sicht der Patienten und Angehörigen:
Die Patienten schätzen es sehr, dass sie eine konstante Ansprechperson haben, welche sich für sie einsetzt und die Prozesse mitsteuert.
Schwierige Situationen werden direkter und sogleich angesprochen. „Es fühlt sich jemand verantwortlich“, ist eine häufige Aussage der Patienten und deren Angehörigen.
Sie erfahren vom Eintritt bis zum Austritt konstante Betreuung.
Aus Sicht der Bezugsperson:
Das Schöne als Bezugspflegende ist, dass wir eine enge und situative Begleitung der Patienten und deren Angehörigen erleben.
Unsere Rolle als Bezugsperson und Drehscheibe konnte mit den Aufgaben und Verantwortlichkeiten geklärt werden. Praktisch bedeutet dies, dass das interdisziplinäre Team bei Fragen direkt auf die Bezugsperson zugehen und von kurzen Informationswegen und einem optimalen Informationsfluss profitieren kann.
Der Überblick des Rehabilitationsverlaufs gestaltet sich einfacher und effizienter für uns. Zum Beispiel wird der Austritt frühzeitig mit dem Patienten besprochen und organisiert. Unter anderem werden das benötigte Pflegematerial und die weiteren Hilfsmittel der Ergotherapie bereitgestellt. Doppelspurigkeiten werden vermieden, was uns die Arbeit erleichtert.
Der Pilotlauf wurde im Mai 2015 abgeschlossen und wichtige Inhalte im Konzept angepasst und kommuniziert. Das Bezugspersonensystem wird weiter ausgebaut. Künftig werden alle Neuzugänge einer Bezugsperson zugeteilt.