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Eine Tetraplegikerin lernt mit Hilfe das Malen.
Erfahrungsberichte

«Mein Körper ist ein einziger stechender, brennender Schmerz»

2009 hatte ich einen Gleitschirmunfall und verletzte mich dabei schwer. Seit diesem Tag bin ich Tetraplegikerin, das bedeutet, dass ich mich vom Hals abwärts nicht mehr bewegen kann. Nach dem Unfall verbrachte ich rund eineinhalb Jahre im Spital. Danach war es schwierig, mich im Alltag zurecht zu finden, denn ich bin bis heute enorm auf fremde Unterstützung angewiesen.

Essen, mich im Bett drehen oder auf die Toilette kann ich nicht selbstständig. Ich hatte das Glück, dass meine jüngere Schwester während einem Jahr und später eine Freundin für vier weitere Jahre bei mir gewohnt haben und mich so bei alltäglichen Dingen unterstützen konnten. Tagsüber war eine Assistentin für mich zuständig. In der Zeit danach wurde ich ausschliesslich durch die Spitex betreut, aber dies war für meine Bedürfnisse nicht das Richtige, weil diese Strukturen keinerlei Flexibilität zulassen. Seit September 2016 habe ich nun eine Assistentin aus dem Ausland angestellt, welche mich rund um die Uhr betreut.

Ein ausgefülltes Tagesprogramm

Heute habe ich mir meinen Tagesablauf so eingerichtet, wie es für mich am besten passt: Am Morgen werde ich von der Spitex aufgenommen, gepflegt und bewegt. Nachdem ich mehrere Stunden regungslos im Bett gelegen habe, ist mein Körper ein einziger stechender, brennender Schmerz, da er von starken Muskelkontraktionen beherrscht wird. Danach bin ich meistens sehr müde und schlafe nochmals ein bisschen. Später am Vormittag besuchen mich eine Physio- und Sakraltherapeutin sowie eine Masseurin. Nach diesem Programm ist es Mittag und ich verbringe den Rest des Tages im Rollstuhl. Wenn es draussen schön ist, bin ich gerne etwas an der frischen Luft, dies aber meist mit Begleitung. Meinen Arztbesuch kann ich selbstständig absolvieren, da der Arzt nur drei Querstrassen entfernt wohnt und ich den Rollstuhl mit meinem Kinn bedienen kann. Falls die Schmerzen zu stark sind, nehme ich Cannabis, dies ist das einzige Mittel, das wirklich hilft. Ich bin seit rund zwei Jahren im Medical Cannabis Club, welcher die Legalisierung von Cannabis im Krankheitsfall verlangt. Mein Ziel ist es, dass Cannabis von der Krankenkasse akzeptiert wird und ich es nicht mehr illegal besorgen muss.

Die Finanzierung der Pflege ist nicht einfach

Die Wintermonate verbrachte ich von November bis März in einer Finca in Teneriffa, denn durch die Kälte sind meine Schmerzen noch stärker als im Sommer. Die Finca gehört einem spanischen Freund, der ebenfalls Tetraplegiker ist. Es ist eine Illusion, zu meinen, dass Querschnittgelähmte ihren Körper gar nicht mehr spüren können. In Teneriffa betreuten mich ein Pfleger und meine Eltern. Die Familie ist für mich eine grosse Hilfe - zum einen ist es psychisch gut zu wissen, dass ich unterstützt werde und andererseits könnte ich es mir finanziell nicht leisten, sieben Tage in der Woche eine externe Betreuung einzustellen.

Da ich ein Unfallopfer bin, werden die Kosten für die Assistenten nicht von der Invalidenversicherung übernommen. Die Kranken- und Unfallversicherung übernehmen lediglich die Ausgaben für die Spitex. Ich bezahle die Löhne mit meiner Rente und an den Wochenenden übernehmen meine Eltern die Betreuung. Ich würde gerne eine Art Wohngemeinschaft ins Leben rufen, damit die Kosten der Betreuung gesenkt beziehungsweise geteilt werden könnten. In Teneriffa kann ich mir viel mehr Physiotherapiestunden leisten, zudem gibt es dort sehr gute Therapiemöglichkeiten – beispielsweise einen Laufroboter, der mir das Gehen ermöglicht.