Dort wurde mir ganz langsam bewusst, dass nun ein neues Leben angebrochen war und das alte niemals mehr zurückkehren sollte. Nach der operativen Stabilisierung der gebrochenen Wirbelsäule durfte ich bereits nach einer guten Woche wieder aufsitzen – und da folgte der nächste Schock! Ich konnte nicht nur nicht mehr gehen, auch ein selbständiges Sitzen (frei ohne Rückenlehne) war mir aufgrund der gelähmten Rumpfmuskulatur nicht mehr möglich. Vorerst jedenfalls. Ausserdem war mein Selbstbewusstsein so ziemlich am Boden zerstört. Während der Rehabilitation lernte ich nach und nach mit meinem praktisch zur Hälfte gelähmten Körper umzugehen und ganz langsam ein neues Körpergefühl zu entwickeln. Schritt für Schritt haben mich die Mitarbeitenden des Zentrums für Paraplegie Balgrist auf einen selbständigen Alltag daheim, im Beruf und in der Freizeit vorbereitet.
Anfänglich sah ich in meinem Leben fast nur Schranken und Einschränkungen. Ich verglich es häufig mit meinem früheren Leben, was sehr schmerzlich war. Mit der Zeit aber erkannte ich, dass ich ausgerüstet mit einer gesunden Portion Optimismus, Willen und einer grossen Neugier aufs Leben, viel grössere Möglichkeiten habe, als vorerst gedacht. Inzwischen übe ich die meisten Sportarten, die ich betrieben habe, auf eine andere Art wieder aus. Ich fahre Handbike, Alpin Ski, tauche und spiele Badminton. Auch im Beruf konnte ich meinen schon vor dem Unfall eingeschlagenen Weg in der Informatik weiterverfolgen und werde dort als erfahrener Kollege geschätzt. So glaube ich jedenfalls. ;-) Ich hätte es damals nicht geglaubt, aber ich lebe wieder ein glückliches Leben. Es ist anders als vorher, manchmal etwas anstrengender, es benötigt etwas mehr Organisation - aber es macht Spass!
Sind auch Sie querschnittgelähmt oder kennen jemanden, der sein Leben nach einem Unfall neu organisieren musste? Wie haben Sie diese Zeit erlebt?