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Forschung

Studie zu Nogo-A Antikörpertherapie auf gutem Weg

Derzeit biegen wir planmässig auf die Zielgerade der Phase II der europaweiten NISCI-Studie ein. Das gemeinsame Ziel der 14 involvierten Zentren ist, die Erholung von Patientinnen und Patienten nach akuten Rückenmarkverletzungen im Nackenbereich zu verbessern.

Nach seinem Mountainbike-Unfall im Herbst 2020 war Lars Berger sieben Monate stationär in der Universitätsklinik Balgrist. In der Reha konnte er erfreuliche Erfolge feiern und ist heute mit seiner inkompletten Tetraplegie sub C7 wieder in einer Managerposition in der Pharmaindustrie tätig. Durch seinen Beruf ist die Teilnahme an der NISCI-Studie für ihn schon aus der Sicht der Wissenschaft ein Anliegen, aber natürlich war auch die Aussicht auf eine mögliche Verbesserung in der Rehabilitation eine starke Motivation.

Das körpereigene Nogo-A-Protein hemmt in Rückenmark und Gehirn verletzte Nervenfasern bei ihrer Regeneration. Um diese Hemmung aufzulösen, werden den Studienteilnehmenden Antikörper namens anti-Nogo-A [NG 101] direkt in den Rückenmarkkanal injiziert. Dort soll das Prüfpräparat dafür sorgen, dass lädierte Nervenbahnen im zentralen Nervensystem merklich besser nachwachsen im Vergleich zur konventionellen Therapie. Denn bereits kleine Erholungen motorischer Funktionen in Händen und Armen wären extrem wertvoll, wenn man bedenkt, was sich zum Beispiel alles mit einem Smartphone erledigen und bedienen lässt – von der Kommunikation bis zur Steuerung der Wohnungsheizung.  

Auf gutem Weg ohne Nebenwirkungen

Entdeckt wurde das Nogo-A-Protein bereits Ende der Achtzigerjahre. Danach folgten zig Labor-, Untersuchungs- und Bewilligungsjahre, bis die nun laufende Phase II mit der Antikörpertherapie begonnen werden konnte – lesen Sie dazu auch den Blogbeitrag «Ein Forschungs-Marathon». 

«Detaillierte medizinische Ergebnisse werden erst am Ende der Studie – voraussichtlich Ende 2023 – öffentlich vorliegen.»

Alle an der Studie teilnehmenden Patientinnen und Patienten erhalten dieselbe konventionelle Rehabilitationstherapie. Das nun zusätzlich verabreichte Prüfpräparat wird allgemein gut vertragen und damit verbundene Nebenwirkungen sind bislang nicht aufgetreten. Auch die internationale Zusammenarbeit unter den Studienzentren sowie die gemeinsamen Auswertungen, z. B. der leicht unterschiedlichen Reha-Abläufe, verlaufen sehr gut. Detaillierte medizinische Ergebnisse werden erst am Ende der Studie – voraussichtlich Ende 2023 – öffentlich vorliegen.

Keine weiteren Patientinnen und Patienten gesucht

Bei unserer NISCI-Studie haben wir das Rekrutierungsende erreicht und die gewünschte Anzahl Patienten wurde eingeschlossen. Es können somit keine weiteren Patienten an der Studie teilnehmen oder eingeschlossen werden. Die Nachuntersuchungen laufen noch bis ca. Januar/Februar 2023. Die Studie richtet sich an Tetraplegikerinnen und Tetraplegiker zwischen 18 und 70 Jahren, die akut traumatisch an der Halswirbelsäule (C1–C8) verletzt sind. Der Verletzungszeitpunkt darf maximal 28 Tage vor Therapiebeginn liegen und die Lähmungen müssen der Kategorie A, B, C oder D gemäss der ASIA-Klassifikation (American Spinal Injury Association) entsprechen. 

Bis jetzt konnten wir bereits 111 Patientinnen und Patienten erfolgreich in die Untersuchung einschliessen und behandeln. Sie alle erhalten innerhalb von 30 Tagen sechs Injektionen in den Spinalkanal verabreicht, während die gängige Reha-Therapie parallel dazu weiterläuft. Die Injektionen bestehen – um vergleichbare Resultate zu bekommen – entweder aus dem Prüfpräparat mit anti-Nogo-A [NG 101] oder einem Placebo. Bis zur Auswertung Ende 2023 sollen insgesamt mindestens 128 Personen die Möglichkeit zur Studienteilnahme erhalten. Interessierte Patientinnen und Patienten, die während der sechsmonatigen Studiendauer in Deutschland, Italien, der Schweiz, Spanien oder der Tschechischen Republik leben, können mit den dortigen beteiligten Zentren in Kontakt treten. Alle Informationen dazu finden Sie auf der NISCI-Website.  

Finanzierung von NISCI

Getragen wird diese europäisch einzigartige Studie durch das EU-Förderprogramm Horizon 2020, das SBFI (Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation) sowie die Schweizer Paraplegiker Stiftung und die private Forschungsstiftung Wings for Life, die sich ausschliesslich auf die Suche nach Heilmethoden für querschnittgelähmte Menschen konzentriert. 

Leitung der Studie an der Balgrist Universitätsklinik

 
Prof. Dr. med. Armin Curt, Chefarzt und Direktor des Zentrums für Paraplegie, leitet das europaweite Pionierprojekt gemeinsam mit der Studienkoordinatorin Andrea Prusse. Die beiden arbeiten seit bald zehn Jahren gemeinsam erfolgreich an der Verbesserung von Therapien in der Para- und Tetraplegie. Für Fragen zur Teilnahme oder in anderem Zusammenhang mit der Studie geben sie Ihnen gerne Auskunft: 

Universitätsklinik Balgrist Zürich
Zentrum für Paraplegie 
Forchstrasse 340
8008 Zürich
E-Mail

Andrea Prusse 

ist gelernte Pflegefachfrau und arbeitet seit bald 30 Jahren in der Forschung; davon 12 Jahre europaweit als klinische Monitorin in der Pharmabranche und mittlerweile 17 Jahre als Studienkoordinatorin.

Haben Sie Fragen zum Artikel? Dann melden Sie sich gerne via kommunikation@balgrist.ch