Guten Tag.
Wie können wir Ihnen helfen?

Kontaktformular

Kontaktformular

Haben Sie Anregungen oder Feedback?
Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

 
 
Vier Personen im Rollstuhl und vier betreuende Personen auf einem Aussichtspunkt.
TherapieKlinik

Vorbereitung auf den Alltag: Stadtaktivität

Während der Rehabilitation bereiten sich unsere Patienten in einem mehrheitlich geschützten Rahmen auf den Alltag im Rollstuhl vor. Viele Betroffene haben Respekt vor dem Schritt in die Öffentlichkeit – trotz viel Übung bleibt es eine Herausforderung.

Um sich wieder an den Alltag in der Stadt zu gewöhnen, organisieren die Therapeuten des Zentrum für Paraplegie Balgrist als fester Bestandteil des Rehabilitationsprogramms alle drei Wochen eine Stadt-Aktivität.

An die Stadt gewöhnen

Das Ziel dieser Übung ist es, dass sich Betroffene trotz ihrer veränderten Lebenssituation in der Öffentlichkeit selbständig bewegen können. Im geschützten Rahmen der Gruppe lernen unsere Patienten, wie sie im Rollstuhl, mit Rollator oder mit Gehstöcken am sozialen Leben teilnehmen können. Sie lernen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein und mit architektonischen Hindernissen umzugehen. Die Ausflugsziele sind vielfältig: Gemeinsam mit Physio- und Ergotherapeuten besuchen die Patienten beispielsweise ein Museum oder den Zoo, gehen shoppen, ins Kino oder auf den Markt. Sie trinken Kaffee oder geniessen die Aussicht auf dem Üetliberg. Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Das Team des Zentrums für Paraplegie Balgrist ist offen,  Wünsche und Ideen der Patienten zu realisieren.

Wie bereite ich mich auf Hindernisse vor?

Während der Stadt-Aktivität fordern und fördern Therapeuten die Patienten,  sich möglichst selbständig mit jenem Rollstuhl fortzubewegen, mit dem sie auch später unterwegs sein werden. Das kann ein Aktivrollstuhl mit oder ohne elektrischen Hilfsantrieb sein oder ein reiner Elektrorollstuhl.

Als Transportmittel werden Tram und Zug genutzt. Gelegentlich gibt es Haltestellen, die nicht rollstuhlgängig sind. Dann tauchen Fragen auf wie etwa:

  • Wie weiss ich dies im Voraus oder was kann ich in dieser Situation machen?
  • Kann man mit dem Rollstuhl eigentlich Rolltreppe fahren oder muss ich immer einen Lift suchen? 
  • Und was mache ich, wenn ich mitten in der Stadt auf Toilette muss?

Diese und andere Fragen werden im Rahmen der Stadt-Aktivität geklärt, die Situationen analysiert und geübt. Tatsächlich kann mit einem manuellen Rollstuhl ohne grossen Kraftaufwand Rolltreppe gefahren werden. Informationen zur nächsten rollstuhlgerechten Toilette liefern die beiden Smartphone-Apps «WC Guide» und «Eurokey». Erhältlich für iPhone und Android. Über die App kann man sich ganz einfach barrierefreie WCs auf der Karte anzeigen lassen, Details zu den Toiletten abrufen und fehlende Toiletten eintragen. Benutzt werden können Toiletten sowie öffentliche Plattformlifte mit dem Eurokey (eurokey.ch).

Eurokey App downloaden:

Auch für Fussgänger kann die Stadt-Aktivität zur Herausforderung werden - beispielsweise aufgrund längerer Gehstrecken, durch Ablenkung oder Stolperfallen. So müssen auch Fussgänger mit oder ohne Hilfsmittel ihre Grenzen und Möglichkeiten erst wieder kennenlernen und austesten.

Ein anspruchsvoller Praxistest

Die Stadt-Aktivität ist für uns Therapeuten äusserst aufschlussreich. Wir erhalten einen wertvollen Einblick in die aktuellen Fähigkeiten von Patienten, wie selbständig sie ihren Alltag meistern. Wissen Betroffene, wie sie sich bei unvorhergesehenen Ereignissen helfen können und trauen sie sich, nach Hilfe zu fragen? Oft unterschätzen Betroffene solche Situationen und versuchen, sie möglichst zu umgehen. Die Stadt-Aktivität kann Patienten deshalb stark konfrontieren.

Die neuen Herausforderungen des Alltags gehören aber zum Leben als Para- oder Tetraplegiker. Immer wieder müssen sich Patienten neuen Aufgaben stellen . Nach und nach entdecken sie neue Möglichkeiten und erreichen ihre Ziele, was sie zu Beginn nicht für möglich gehalten hätten. Sie erfahren am eigenen Leibe, dass den Mutigen die Welt gehört!

Regula Senn 

hat 2012 ihre Zweitausbildung als Ergotherapeutin FH abgeschlossen. Im Anschluss sammelte sie während zwei Jahren einschlägige Erfahrungen im Paraplegikerzentrum in Nottwil. Seit August 2016 ist sie im Zentrum für Paraplegie am Balgrist tätig und absolviert berufsbegleitend einen Master in Neurorehabilitation.